Podcast Sternenglanz St.Gallen

Lesedauer: 5 Minuten

#2 Warum faszinieren Sterne?

Ein Blogbeitrag über Schönheit, Vertrauen und Weite und darüber, was Fred Feuerstein, Abraham und Immanuel Kant über Sterne erzählen können.

Sterne, diese kleinen glänzenden Lichtpunkte am nächtlichen Himmel, faszinieren einfach.

Als Kathrin mit der Idee um die Ecke kam, einen Podcast anzufangen, der von göttlicher Herrlichkeit, also von göttlichem Glanz redet, da tauchte recht bald auch die Idee auf, unseren neuen Podcast «Sternenglanz» zu nennen.

Ich spiele gerne mal den nüchternen Typ, und müsste eigentlich sagen: Sterne sind Lichter. Ja, denn das sind meistens Kugeln aus Gas und Plasma, ziemlich dicht.

Aber ich befürchte, mir wird es dabei nicht ganz gelingen, die Faszination an Sternen herunterzuspielen. Also gehe ich heute lieber mal der Frage nach:

Woher kommt es, dass glänzende Sterne so faszinieren?

Ich mache das besser nicht allein. Ich hole mir Hilfe von drei Expertenkreisen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Meine Stern-Expert:innen sind:

  1. Familie Feuerstein
  2. das biblische Paar Sarah und Abraham
  3. und schliesslich der Philosoph Immanuel Kant.

Höre diesen Text als Podcast:

Familie Feuerstein über die Sterne

Was kann mir Familie Feuerstein über die Sterne erzählen? Vielleicht erinnerst du dich an diese Trickfilmserie über diese Familie in der Steinzeit, die erschreckend viele moderne Probleme bewältigen muss?

Was könnten mir die über Sterne erzählen? Woher kommt die Faszination für Sterne ursprünglich? Was hat in der Erfahrungswelt von Familie Feuerstein, Ötzi oder einem seiner Kolleg:innen überhaupt geglänzt?

Das Leben in der Steinzeit war hart, und Lametta und Lipgloss gab es noch nicht. Der Überlebenskampf war schwierig. Gold oder Glas kamen als Hilfsmittel noch nicht wirklich in Frage.

Als moderner Mensch sehe ich ständig und überall etwas glitzern und glänzen, aber für einen Steinzeitmenschen gab es viele dieser Gelegenheiten nicht. Etwas Glänzendes hat ein Mensch damals vielleicht nur in den Augen eines anderen gesehen. Vielleicht hat die Sonne mal auf die Oberfläche eines Sees geschienen und es glitzerte.

Aber sonst kommen mir eigentlich nur die Sterne in den Sinn. Die Sterne sind vielleicht das Erste gewesen, dass uns Menschen in unserer Entwicklung die Erfahrung bescherten, dass etwas glänzen kann.

Foto: Sternevon Klemen Vrankar auf Unsplash

Ich stelle mir also vor, dass Familie Feuerstein von den Sternen einfach so fasziniert war. Da blicke ich nachts nach oben, sehe diese Lichter hier und da, und eigentlich begreife ich davon nichts.

Und dennoch glänzen diese Sterne am Nachthimmel, und wie als Trost für ein hartes Leben mag so ein Steinzeitmensch gedacht haben: Das ist schön, unerreichbar, unverständlich schön.

Wenn Familie Feuerstein uns also heute etwas über Sterne erzählen könnte, dann würden sie wohl sagen, dass Sterne sie staunen lassen, dass sie die wirklich nicht verstehen, aber der Anblick der Sterne erfüllt sie doch mit Faszination, mit Interesse, mit einem Sinn für Schönheit.

Sarah und Abraham und die Sterne

Machen wir einen gewaltigen Schritt in der Menschheitsgeschichte und befragen unser Expertenpaar: Was können Sarah und Abraham über die Sterne erzählen?

Die beiden, ursprünglich aus Chaldäa aus dem Ort Ur, beschliessen aufzubrechen. Sie stehen da alleine mit ihrem Glauben an einen einzigen und guten Gott, und sie wollen neu anfangen, irgendwo anders, wo sie und ihre Familie einen Neustart erleben können. Und im Unterschied zu Familie Feuerstein werden Sarah und Abraham bereits gelernt haben, mit Hilfe der Sterne Orientierung zu finden. Die Sterne geben ihnen Orientierung auf einem Weg, den sie noch nicht kennen. Sie finden sich zurecht, obwohl sie durch unbekannte Länder reisen. Die Sterne sind ihr Navi. Sie sind Hilfsmittel auf dem Weg. 

Foto – Büro mit Abraham-Bild von Kees de Kort, Foto: Carsten Wolfers

Ich habe in meinem Arbeitszimmer ein Bild des Künstlers Kees de Kort hängen. Der niederländische Maler wurde bekannt durch Bibelgeschichten. Von ihm gibt es ein Bild von Abraham, wie dieser in der Nacht hochblickt und die Sterne über sich sieht.

Früher hing dort ein anderes Bild des gleichen Künstlers: Jesus, wie er den Gelähmten heilt. Irgendwann fiel dieses Bild herunter, der Nagel hat nicht mehr gehalten! Ich nahm das als Zeichen, dass es Zeit wird für etwas anderes. Damals bekam ich per Zufall oder Vorsehung dieses Abraham-Bild in die Hände. Was für ein Blick, was für eine Perspektive, was für eine Vision! Ich habe mir das Bild ins Zimmer gehängt, weil ich dachte, Gott irgendwie grösser, weiter, unendlicher denken zu müssen.

Gott könnte viel grösser, viel weiter sein, als ich mir bislang eigentlich vorgestellt habe. Gott könnte viel schöner, herrlicher und natürlich auch glänzender sein, als ich mir bislang vorstellen konnte.

Abraham wie auch Sarah erzählen mir durch ihren Blick in die Sterne viel von Orientierung und Sicherheit auf den Wegen des Lebens, aber vor allem von Vertrauen in diesen einen, guten, weiten Gott.

Immanuel Kant über die Sterne

Machen wir nochmals einen grossen Schritt in unserer Menschheitsgeschichte und befragen unseren dritten Fachmann: Was kann mir Immanuel Kant über die Sterne erzählen?

Es gibt ein berühmtes Zitat von Kant:

«Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.»

Immanuel Kant

Das Zitat überrascht mich eigentlich. Kant ist mir eher bekannt als ein Philosoph, der über Aufklärung und die zentrale Rolle des Individuums reflektiert. Ich dachte, er wendet seinen Blick so ganz auf den Mensch, dessen Vernunft und Verstand und versucht zu begreifen, wie wir Menschen denken, was uns ausmacht, was uns antreibt, etwa das moralische Gesetz in mir.

Foto Immanuel Kant, Johann Friedrich Bause, Public domain, via Wikimedia Commons

Also war ich überrascht, dass Kant auch mal aus seiner Schreibstube herauskommt und bei einem abendlichen Spaziergang in den Sternenhimmel schaut. Dabei sieht und beschreibt er so überschwänglich, wie es ein Philosoph seines Schlages kann, wie ihn die unendliche Grösse und Weite dieser Welt übermannt.

Kant denkt nicht: «Oh, wer bin ich schon, ich armer, kleiner, unbedeutender Mensch, im Angesicht dieser erhabenen Unendlichkeit!»

Er denkt eher:

«Diese Weite da oben ist eigentlich so ähnlich wie die Weite, die ich in mir selbst als Mensch finde. Das hängt doch zusammen. Ich bin ein wichtiger Teil in diesem weiten Universum.»

Frei nach Immanuel Kant


Wenn ich in den Sternenhimmel schaue, dann passiert es mir eher, dass ich mir sage: «Was bin ich kleines Sandkorn schon gegenüber diesen unendlichen Weiten!» Aber das möchte ich mir von Kant dann gerne über die Sterne erzählen lassen, dass die Weite da oben ganz viel zu tun hat mit der Weite, die ich in mir selbst entdecken kann.

Was ich vom Blick nach oben lerne

  • Familie Feuerstein entdeckt in den Sternen etwas glänzend Schönes.
  • Abraham und Sarah sehen mit den Sternen ihr Vertrauen in Gott gefestigt.
  • Immanuel Kant kann die Weite des Sternenhimmels mit der eigenen inneren Weite vergleichen.

Was wäre, wenn ich andere Menschen anfragen würde, wofür die Sterne da über mir glänzen?

Wenn du weniger anfangen kannst mit Fred, Abraham und Immanuel, wen würdest du selbst anfragen, dir etwas über die Sterne zu erzählen, dir ein paar Sterne vom Himmel zu holen, damit deine Augen dabei glänzen?

Dir alles Gute – und Gottes Segen!

Portrait Carstel Wolfers

Carsten
Wolfers

Carsten Wolfers ist leidenschaftlicher Podcaster und Hobby-Musiker. Der 50-Jährige lebt mit seiner Familie im Rheintal und arbeitet als Diakon für die römisch-katholische Kirche in Sevelen. In seiner Freizeit philosophiert er gerne über die grossen Fragen des Lebens.