Podcast Sternenglanz St.Gallen

Lesedauer: 4 Minuten

#1 Wo finde ich Glanz?

Warum es mir wichtig ist, dass das Wort GLANZ in unserem Podcast vorkommt und ich finde, dass Glanz viel mehr ist als Glitzer und Glamour und Prinzessinnen-Kram.

Carsten und ich haben den Podcast Sternenglanz genannt, weil Sterne und Glanz für das steht, was uns am Herzen liegt und wovon wir gerne erzählen: von der Lebenskraft, die Gott oder die Natur uns schenken und die uns immer wieder einfach zuleuchtet, uns berührt und überrascht. Vielleicht gerade dann, wenn wir selbst gerade nicht am Glänzen sind.

Carsten wird euch etwas zu den Sternen erzählen und warum sie ihn faszinieren. Und ich spreche heute vom Glanz. Mir war es nämlich wichtig, dass das Wort GLANZ in unserem Podcast vorkommt.

Glanz ist für mich viel mehr als Glitzer und Glamour und Prinzessinnen-Kram.

Glanz ist für mich Gotteslicht und Gotteskraft. Lebenskraft überhaupt.

Also jedenfalls kann es das sein.

In diesem Blogbeitrag über Glanz…

  1. .. erzähle ich dir, was passiert, wenn man das Wort GLANZ in der Bibel einsetzt überall da, wo meistens HERRLICHKEIT steht.
  2. … frage ich dich, wo du den Glanz des Lebens im Alltag findest.
  3. … erzähle ich dir, was geschehen kann, wenn ein Leben all seinen Glanz verloren hat.

Höre diesen Text als Podcast:

«Denn dein ist die Kraft und der Glanz»

In der Bibel finden wir das Wort HERRLICHKEIT häufig:
Wenn du zum Beispiel an das «Unser Vater» Gebet denkst, heisst es dort am Schluss: «Denn dein ist die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.»

Es gibt Menschen – und zu denen gehöre auch ich – die mögen das Wort Herrlichkeit nicht besonders. In diesem Wort steckt nämlich der HERR drin, was für mich ein Stück weit mächtig und kriegerisch, und natürlich auch männlich klingt.

Wenn wir das Wort in den Originalsprachen anschauen, in Griechisch und Hebräisch oder später Lateinisch, dann ist es absolut nicht zwingend, dass wir auf Deutsch sagen: Gottes Herrlichkeit.

Es gibt eine Bibel, die nennt sich Bibel in gerechter Sprache ↗, die übersetzt überall, wo andere mit Herrlichkeit übersetzen, mit Glanz.

Für mich ist das eine richtige Wohltat!

Wenn ich höre: Wir sahen Gottes Herrlichkeit, habe ich andere Bilder und Emotionen, als wenn ich höre. Wir sahen Gottes Glanz. Wie ist das für dich?

Vielleicht hast du Lust, wenn du nächstes Mal das Wort «HERRLICHKEIT» hörst, es innerlich mit Glanz zu denken: «Denn dein ist die Kraft, und der Glanz in Ewigkeit.»

Foto von Thomas Egger, Filmacherei

«Wer glänzt und strahlt, strahlt andere an»

Was mir am Glanz besonders gut gefällt: Glanz strahlt aus und steckt an. Wer glänzt und strahlt, strahlt andere an. Am meisten sieht man das, wenn man jemandem in die Augen schaut.

Vielleicht hast du das heute bereits erlebt?

Den Lebensglanz und den göttlichen Glanz sehen wir nirgends schöner als in den Augen unserer Mitmenschen.


Es kann eine Wohltat sein, jemandem in die Augen zu schauen und zu spüren, wie etwas zurückkommt: Ich kann mich ausruhen in den Augen des Gegenübers.

Und umgekehrt ist es traurig und erschütternd, wenn ich einem Menschen begegne und merke, dass der ganze Lebensglanz wie gelöscht ist.
Vielleicht hast du das auch schon erlebt.

Als meine Freundin ihren Glanz durch eine Depression verlor

Ich möchte dir von einer Person erzählen, die mir sehr nahe steht. Immer, wenn ich sie sehe, geht mir das Herz auf. Wir kennen uns schon einige Jahre. Und ich weiss, wie ihre Augen leuchten, wenn sie fröhlich ist. Ich weiss auch, wie ihre Augen glänzen, wenn sie weint.

Leider weiss ich auch, wie ihre Augen aussehen, wenn sie als Person gar nicht mehr richtig da ist. Wenn der Lebensglanz in den Augen weg ist.

Vor einigen Jahren hatte meine Freundin eine schwere Depression
– Foto von micheile dot com ↗ auf Unsplash ↗

Ich erinnere mich gut an eine Begegnung, bei der ich für einen Moment alle Hoffnung verlor. Ich bin richtig erschrocken, als ich sie sah: Denn ich hatte Augen vor mir, die nicht mehr Anteil nehmen konnten. Kein Funke Leben, Kraft oder Hoffnung war mehr war in diesen Augen. Nicht einmal mehr verzweifelte Tränen oder Wut. Sondern einfach nur Leere. Erstarrung. Und dunkle Gedanken hinter diesen leeren Augen, die mir Angst machten.

Doch irgendwann stand meine Freundin vor mir und schaute mich an. Auch wenn die Person vor mir noch ganz zerbrechlich und verletzt aussah, ich sah sofort, dass der Glanz zurückgekommen war.

Meine Freundin hatte wieder Zugang zum Leben gefunden, zu Menschen um sie herum und zu sich selbst. Wir weinen noch heute beide vor Freude, wenn wir uns daran erinnern.

Diese Erlebnis mit meiner Freundin ist für mich eine Wundergeschichte. Ein Erlebnis aus dem Alltag, das mir zeigt, dass das Wort GLANZ sich gut eignet für das, was ich unter Gottes Kraft verstehe, unter Lebenskraft und Lebensfreude.

Mein Wunsch für dich

Ich hoffe, dass du heute glänzen kannst: durch deine Augen, durch deine Stimme, dein DA-sein – und dass du damit andere anstrahlen kannst!

Vielleicht ist es aber nicht so. Wenn es nicht so ist oder du Menschen kennst, die im Moment alle Lebenskraft verloren haben, denkst du vielleicht daran:

Der Glanz selbst, als Kraft, ist nicht weg. Irgendwo ist er tief in uns und um uns verborgen – und wir können ihn immer wieder neu finden.


Meine Freundin hat sich übrigens ein silbrig-glänzendes Kleid gekauft, um zu feiern, dass sie wieder da ist. Ein Jahr nach ihrer dunklen Zeit hat sie getanzt und gefeiert. Und jetzt sehe ich sie immer vor mir, innerlich, wenn ich das «Unser Vater» – Gebet spreche und innerlich das Wort «Herrlichkeit» mit Glanz ersetze:

«Denn dein ist die Kraft. Und der Glanz in Ewigkeit.»

Mach’s gut und pass gut auf dich auf.

Portrait Kathrin Bolt

Kathrin Bolt

Kathrin schreibt und spricht leidenschaftlich gerne. Die 42-Jährige lebt mit ihrer Familie in St.Gallen und arbeitet als Pfarrerin in der evangelisch-reformierten Laurenzenkirche. In ihrer Freizeit spielt sie Theater.