Podcast Sternenglanz St.Gallen

Lesedauer: 5 Minuten

#61 – Tipps für mehr Spiritualität im Sommer


In diesen Tagen starten bei vielen die Sommerferien – Zeit abzuschalten, Zeit für die Hängematten, Zeit, die Koffer zu packen und einfach mal durchzuatmen. Kathrin und Carsten nehmen dich im neuen Sternenglanz-Beitrag mit in ein Gespräch über Sommer und Spiritualität – über Erholung und Leichtigkeit.

Und sie fragen: Wo berührt der Sommer unsere Seele? Wo scheint uns die Sonne nicht nur auf die Haut, sondern wo geht uns etwas unter die Haut? Und wo begegnen wir dem Göttlichen, vielleicht gerade in den Pausen?

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Echte Erholung?

Carsten:
Kathrin, was bedeutet für dich echte Erholung?

Kathrin:
Echte Erholung bedeutet für mich…

Foto von Ivan Rohovchenko auf Unsplash
  • mit guten Menschen zusammen zu sein,
  • möglichst das Handy weit weg zu haben,
  • Zeit, auf dem Liegestuhl zu liegen,
  • ein Buch zu lesen,
  • mit einem Stand-up-Paddel aufs Meer zu fahren
  • und vor allem nicht haushalten zu müssen: also nicht selber kochen, nicht selber putzen, sondern einfach sein.

Und du, Carsten? Was hilft dir, wirklich runterzufahren?

Carsten:
Ich tue mich da naturgemäss etwas schwerer mit. Und dann heisst für mich Erholung, dass der Berg von Arbeit ganz weit weg ist. Dass ich weg bin vom Druck, den ich mir auch selber mache. Dann ist mir fast egal, ob ich unterwegs bin oder mich einfach nur zu Hause im Garten bewege. Hauptsache, kein Druck.

Kathrin:
Einen bewussten Abschluss zu machen, hilft mir, in Ferienstimmung zu kommen. Ich bespreche den Telefonbeantworter, schreibe eine Abwesenheitsnotiz bei den E-Mails, sodass alle, die mir eine Mail schicken, wissen, da kann man im Moment keine Antwort erwarten. Dann klappe ich den Laptop zu und räume den Schreibtisch leer. Meistens kleben da noch ein paar To-Do-Zettel. Was ich geschafft habe, zerknülle ich und schmeisse in den Papierkorb. Mit dem, was ich nicht geschafft habe, versuche ich, einen guten Umgang zu finden: Entweder es findet nicht statt, oder ich kann es jemandem übergeben oder es reicht dann nach den Sommerferien. Damit finde ich einen bewussten Abschluss, schliesse meine innere Arbeitstür und öffne neu das Ferienfenster.

Zeit für Spiritualität im Sommer

Kathrin:
Carsten, hast du das Gefühl, du kannst in den Ferien näher zu Gott finden oder dein Zugang zum Göttlichen verändert sich in den Ferien?

Carsten:
Ich experimentiere mehr. Kürzlich war ich mit dem Fahrrad im Rheintal unterwegs. Die frische Luft tat mir gut und ich wurde richtig schön braun von der Sonne. Unterwegs führte ich ein inneres Gespräch. Dinge, die mir durch den Kopf gingen, brachte ich mit Gott in Bezug. Ein bisschen «Beten mit Pedalen». Das ist für mich zutiefst spirituell.

Sommer und Spiritualität: Carsten Wolfers beschreibt, wie er beim Fahrradfahren betet.
Foto von Rinat Aidarkhan ↗ auf Unsplash ↗

Kürzlich schrieb jemand, dass man gegen die Hitzewelle auch eine alte, kühle Kirche aufsuchen könne. Das hat was für sich. Ich geniesse diesen kleinen Unterbruch, wenn viel los ist, sich einfach mal in eine kühle Kirche hinzusetzen und zur Ruhe zu kommen.

Entspannen ohne schlechtes Gewissen

Kathrin: Carsten, du meintest vorhin, dass es für dich gar nicht so einfach ist, in den Ferien auf Knopfdruck zu entspannen. Hast du etwas, das dir hilft, in Ferienstimmung zu kommen?

Carsten:
Ich befürchte, ich bin wirklich ein total schlechtes Beispiel dafür. Wenn ich meine Tage strukturiere, tut es mir gut, wenn das, was ich zu tun habe, einfach insgesamt weniger ist. Und wenn ich alles in Ruhe mache. Ich gehe langsamer – ob auf der Strasse oder zu Hause. Ich reduziere die Menge an Dingen, die mich beschäftigen.

Gartenarbeit statt Social Media. Foto von Filip Urban ↗ auf Unsplash ↗

Manchmal tut es mir gut, auf Bildschirmzeit bewusst zu verzichten: Ich nehme dann nicht das Smartphone zur Hand, sondern arbeite zum Beispiel im Garten – wenn es gerade nicht zu heiss ist. Aber dann will ich auch mal wieder einen Film schauen oder es geniessen, eine Stunde auf Social Media rumzuscrollen, ohne schlechtes Gewissen.

Kathrin:
Das «ohne schlechtes Gewissen» scheint mir das Allerwichtigste. Da geht es auch um Selbstannahme und es nicht perfekt machen zu wollen.

Wenn man Entspannung auch noch mit Leistung verknüpft und es möglichst gut machen will, könnte es schwierig werden.

So gelingt Entspannung im Sommer

Carsten:
Kathrin, was würdest du mir raten, um besser abschalten zu können?

Kathrin:
Arbeite ganz mit dem Körper! Viele Menschen, auch ich, sind oft im Kopf und denken über Entspannung nach – doch Entspannung muss man fühlen und erleben. Vielleicht hilft eine einfache Achtsamkeitsübung: Ich setze oder lege mich wo hin und versuche, meinen ganzen Körper zu spüren, ohne Leistung. Ich spüre meine Beine, mein Rücken, der auf der Liege getragen ist.

Durch Sport kann man den Körper auch gut spüren. Oder durch Musik! Ich liebe zum Beispiel «Sommer» von Dota Kehr.

Carsten:
Ich musiziere auch selber gerne – und höre am liebsten «Jetzt ist Sommer» von den Wise Guys. Das Lied wurde auch für Regentage geschrieben, wenn es heisst: «Jetzt ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert». Da geht es um die innere Haltung, dass in mir die Sonne scheint – das Lied tut mir gut.

Danke für deinen Rat – ich hatte gehofft, du rätst mir, einfach mehr zu schlafen! Aber ich werde es mal mit Achtsamkeit und Sport versuchen.

(beide lachen)

Wünsche und Postkarten für den Sommer

Carsten:
Wir kommen auf die Schlussgerade. Kathrin, Was wünschst du unseren Leserinnen und Lesern für diesen Sommer – ganz persönlich?

Kathrin:
Eine erfüllte-erfüllende Zeit! Die Weltlage ist zurzeit so schwer und voller Angst. Allen, die das lesen, wünsche ich eine Zeit der Unbeschwertheit, der Gelassenheit und des Glanzes – dass die Sonne nicht nur auf euch, sondern auch in euch scheinen mag und ihr das Vertrauen habt, dass es gut kommt.


Carsten, wenn du einen Satz auf eine Postkarte schreiben dürftest, die jemand in den Ferien aus dem Koffer zieht – was stünde drauf?

Carsten:
Beim Postkartenschreiben bekomme ich direkt wieder ein schlechtes Gewissen (beide lachen) – aber sei’s drum: Ich würde schreiben:

«Freu dich über deine Balance».

Ins Gleichgewicht zu kommen und das mit Freude zu verbinden, wie bei einer Hängematte: Darin kann man ausruhen und schlafen, und dennoch ist da Bewegung drin. Diese Balance wünsche ich allen.

Ins Gleichgewicht zu kommen und das mit Freude zu verbinden, wie bei einer Hängematte: Darin kann man ausruhen und schlafen, und dennoch ist da Bewegung drin. Diese Balance wünsche ich allen.
Eine Hängematte als Bild für Balance. Foto von Esther Tuttle ↗ auf Unsplash ↗

Kathrin:
Vielleicht beginnt Erholung nicht mit der Ankunft an einem neuen Ort  – sondern mit dem ersten tiefen Atemzug. Wir wünschen dir einen gesegneten Sommer – mit Raum für Leichtigkeit, für Begegnung, für Stille … und für Glanz.

Carsten:
Nun machen wir eine Sommerpause – du hörst und liest uns wieder am 14. August!

Dir alles Gute & Gottes Segen!

Portrait Carstel Wolfers

Carsten
Wolfers

Carsten Wolfers ist leidenschaftlicher Podcaster und Hobby-Musiker. Der 52-Jährige lebt mit seiner Familie im Rheintal und arbeitet als Diakon für die römisch-katholische Kirche in Sevelen. In seiner Freizeit philosophiert er gerne über die grossen Fragen des Lebens.

Bis dahin, mach`s gut und schau gut zu dir.

Portrait Kathrin Bolt

Kathrin Bolt

Kathrin schreibt und spricht leidenschaftlich gerne. Die 43-Jährige lebt mit ihrer Familie in St.Gallen und arbeitet als Pfarrerin in der evangelisch-reformierten Laurenzenkirche. In ihrer Freizeit spielt sie Theater.