Podcast Sternenglanz St.Gallen

Lesedauer: 5 Minuten

#56 – Macht Glaube schön?

Kürzlich habe ich unsere Themensammlung durchgeschaut. Vor ein paar Monaten haben wir einen ganzen Tag lang Rückmeldungen zu Sternenglanz durchgelesen, unsere Kundenorientierung überprüft sowie das Commitment für unsere Mission, also unsere Zusage für die Aufgabe hier, neu eingeholt ↗. Und da haben wir auch einige Themen für zukünftige Podcastfolgen gesammelt. Wir schütteln die ja nicht mal so eben aus dem Ärmel, sondern wir überlegen uns etwas dabei. Und unter diesen Vorschlägen steht diese Frage: Macht Glaube schön? Ich bin nicht mehr sicher, was wir uns dabei gedacht haben, und vielleicht spricht mich das gerade deswegen an.

Könnte es sein, dass nicht nur Hyaluron und Döner schöner machen, sondern auch Glaube?

Dass Glaube für etwas gut ist, das kenne ich eher von Gesundheit, weniger von Schönheit. Heute spreche ich also über drei Punkte:

  1. warum Glaube und Gesundheit zusammengehen
  2. warum das bei Glaube und Schönheit nicht so klappt
  3. wie es dennoch klappen könnte, dass Glaube und Schönheit sich einander etwas näherkommen.

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1. Glaube macht gesund

In den Nachrichten tauchen immer wieder mal Berichte auf, dass Glaube, Gebet oder Gottesdienst für irgendetwas richtig gesund sind. Da werden gelegentlich Untersuchungen gemacht und Statistiken aufgestellt. Mich fasziniert das. Ich mag Statistiken. Die geben mir die Möglichkeit, eigene Meinungen zu überprüfen. Manche Wissenschaft ist einfach etwas vernünftiger als mein Bauchgefühl, und tausend Meinungen bei einer Umfrage sind vielleicht objektiver als bloss meine eigene Meinung. Es ist ja gesund, die eigene Sichtweise nicht zum Massstab aller Wirklichkeit zu machen.

Was aber sind das für Nachrichten, wie Glaube und Gesundheit zusammenhängen? Ich gebe ein paar Beispiele:

Bei all diesen Belegen ist mir die Kausalität nicht immer so klar. Ich frage mich, was jeweils Ursache, was Wirkung ist.

Ist Glaube die Ursache für mehr Gesundheit, oder fällt es Gesunden leichter zu glauben?

Immerhin, die Vielfalt dieser Verbindungen fasziniert mich. Ich möchte besser verstehen, wie mein Glaube sich auf meine Gesundheit auswirkt. Bei dieser hohen Anzahl an Untersuchungen und Statistiken fällt mir auf, dass es meist um physische und psychische Gesundheit geht.

Glaube ist gesund für die Seele und für den Geist. Glaube ist auch gesund für den Körper.

Alles hängt da mit allem zusammen.

2. Warum Glaube die Schönheit so leicht ignoriert

Setzen wir noch einen drauf: Ich stelle mir vor, dass ich durch den Glauben nicht nur gesünder werden könnte, sondern auch schöner. Ich denke mir, das macht eigentlich niemand. Aber warum nicht? Ich habe in der Tat noch niemanden erlebt, der gesagt hat: «Ich will mal wieder etwas für meinen Teint oder für meine Work-Life-Balance tun, und deswegen gehe ich sonntagsfrüh in den Gottesdienst.» Jesus ist ja auch nicht in den Tempel gegangen, um sich die Nägel machen zu lassen.

Spass beiseite, warum passiert das nicht oder viel zu selten? Zunächst gibt es diesen Vorrang des Geistes vor dem Körper. Die Seele ist wichtiger als der Leib. Immerhin betreibt Jesus vorwiegend Seelsorge und geht nicht am Jordan joggen. Und wenn ich auch bedaure, dass christliche Spiritualität zu oft, zu lange das Leibliche vergessen und verdrängt hat, so denke ich mir doch auch, dass die Sorge um die Seele elementar ist.

Ein starker Charakter wird mir immer wichtiger sein als ein starker Muskel. Ein grosses Herz für Gott wie für Menschen erscheint mir wichtiger, bedeutungsvoller als mein nächstes Kardiogramm. Da gehen die Meinungen gerne mal auseinander.

Ein starker Charakter wird mir immer wichtiger sein als ein starker Muskel. Ein grosses Herz für Gott wie für Menschen erscheint mir wichtiger, bedeutungsvoller als mein nächstes Kardiogramm. Da gehen die Meinungen gerne mal auseinander.

Ich frage mich einfach, was bleibt, was nicht vergeht. Und eine unsterbliche Seele erscheint mir immer attraktiver zu werden mit steigendem Alter und sinkendem körperlichem Allgemeinzustand. Wenn es für die Ewigkeit einen neuen Körper gäbe, einen verklärten Body, einen überirdischen, dann sähe die Sache natürlich schon wieder ganz anders aus. Wenn ich einmal sterbe und im Himmel aufwache, wer weiss, vielleicht habe ich dann einen Body wie Henri Cavill oder ein Sixpack wie Sjard Roscher.

Schönheit als Versuchung?!

Der Glaube ignoriert die Schönheit nicht nur, er verdächtigt sie auch, als wäre das immer gleich eine Versuchung zum Bösen. Da widerspreche ich eher, denn die Versuchungen für Seele und Geist sind wohl viel hinterhältiger als die offensichtlichen Versuchungen für den Körper. Und wenn mir wieder bewusst wird, wie körperlich, wie materialistisch die heutige Zeit tickt, dann hoffe ich doch inständig, dass es da noch mehr als bloss Körper und Materie gibt. Das hoffe ich ‒ aber ich hoffe doch auch stark, dass Schönheit nicht bloss eine Frage von Körper und Materie ist.

Ähnlich wie bei der Gesundheit setze ich lieber darauf, dass Schönheit eine Frage sowohl von Geist wie Materie ist, sowohl physische Schönheit wie auch psychische Schönheit.

Gott sei Dank also ist in Sachen Glaube und Schönheit noch nicht das letzte Kapitel aufgeschlagen.

3. Wie Glaube schön macht

Schönheit und Glaube gehören für mich insofern zunächst zusammen, dass ich als Mensch schön bin, ebenso wie Gott mich geschaffen hat. Mich hat in der biblischen Schöpfungserzählung ↗ immer dieser sechste Tag fasziniert, wo Gott wie zuvor sein Tagewerk anschaut, sich auf die Schulter klopft und sich sagt, wie gut er das heute wieder gemacht hat. Doch am sechsten Tag, nachdem Gott den Menschen erschafft, da steigert Gott sein Eigenlob und sagt: «sehr gut». Mit mir als Mensch hat Gott also da sein Gesellenstück geliefert. Die Schöpfung Mensch ist gut und schön. Das kannst du natürlich als anthropologische Romantik des Christlichen abtun, aber mir gefällt die Vorstellung, es richtet mich recht auf zu sagen, ich sei mit göttlicher Schönheit gesegnet, und bloss, weil ich Gottes Geschöpf bin.

Und selbst, wenn Brust, Becken und Bauch nicht mehr nach 21, 22, 23 Jahren ↗aussehen, wenn Falten und Fältchen, Geheimratsecken und die ersten grauen Haare Einzug halten, dann stimmt es doch immer noch, was zum Beispiel Psalm 139 ↗ als Gebet ausdrückt, wenn es da heisst: «Ich danke dir, Gott, dass ich so staunenswert und wunderbar geschaffen bin.»

Was auch immer ich finde im Inneren an Zufriedenheit, Dankbarkeit, Demut, Friede, Freude, ich hege den starken Verdacht, dass das die starken Faktoren sind, ob ich mich schön finde oder ob andere mich schön finden. Ein Lächeln macht schön.
Ein Lächeln macht schön. Foto von Kate Kozyrka ↗ auf Unsplash ↗

Glaube und Schönheit gehören für mich immer mehr zusammen. Ich stimme eben auch dieser Aussage zu: Wahre Schönheit kommt von innen. Echte Schönheit beginnt innen und strahlt dann nach aussen aus. Ich finde es schön, wenn ich merke, wie innere Freude nach aussen strahlt. Wahre Schönheit kommt von innen.

Was auch immer ich finde im Inneren an Zufriedenheit, Dankbarkeit, Demut, Friede, Freude, ich hege den starken Verdacht, dass das die starken Faktoren sind, ob ich mich schön finde oder ob andere mich schön finden. Ein Lächeln macht schön.

Und ich bilde mir ein, dass ich das mir oder anderen ansehen kann, was da alles in mir schlummert oder leider eben auch nicht. Dafür brauche ich keine Untersuchung, keine Statistik, dafür schaue ich Menschen einfach ins Gesicht. Da sehe ich schon, wie schön die Seele ist, die diesen Körper beseelt.

Zufriedenheit & Dankbarkeit strahlt

Probiere das einfach aus: Setze dich irgendwohin, beobachte die Leute, studiere ihre Gesichter, und ich bin sicher, die wirklich schönen Menschen strahlen dich an mit dieser Mischung aus Zufriedenheit, Dankbarkeit, Fröhlichkeit.

Darum bejahe ich die Frage, ob Glaube schön macht. Ich knüpfe daran Bedingungen, wie zum Beispiel:

  • dass es mehr braucht als bloss Materielles
  • dass mir mehr geschenkt wird als was ich je durch Selbstoptimierung erreichen könnte
  • dass Schönheit nur echt wird, wo Schönes mit Gutem und Gesundem und vielleicht sogar Göttlichem zusammengeht.

Alles hängt halt mit allem irgendwie zusammen. Glaube macht schön!

Unseren nächsten Podcast kannst Du hier hören ab dem 8. Mai, dann wieder mit Kathrin Bolt.

Dir alles Gute & Gottes Segen!

Portrait Carstel Wolfers

Carsten
Wolfers

Carsten Wolfers ist leidenschaftlicher Podcaster und Hobby-Musiker. Der 52-Jährige lebt mit seiner Familie im Rheintal und arbeitet als Diakon für die römisch-katholische Kirche in Sevelen. In seiner Freizeit philosophiert er gerne über die grossen Fragen des Lebens.