Lachen befreit! In diesem Beitrag erzähle ich dir mit einem Augenzwinkern meine peinlichsten Momente, überlege, warum lachen so gut tut und erkläre, was es mit der Tradition des Osterlachens auf sich hat.
Schön, dass du wieder dabei bist bei Sternenglanz. Die letzte Folge von Carsten war im wahrsten Sinne des Wortes «berührend». Was mir am meisten geblieben ist, ist das Bild einer fremden Frau, die sich bei Carsten im Gottesdienst einfach vor allen auf den Boden gelegt hat. Niemand wusste, warum. Und vermutlich hat das alle im Gottesdienst beschäftigt. Manche fanden es vielleicht unangenehm. Andere spannend. Manche faszinierend. Andere eher peinlich.
Wenn etwas anders ist, als gewohnt, fordert uns das heraus.
Und davon möchte ich heute sprechen.
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Ich gehöre nämlich zu denjenigen Menschen, denen immer mal wieder etwas Peinliches passiert. Ich bin im Yoga und merke, dass ich die Hose verkehrt rum trage. Ich schau in den Spiegel und merke, dass meine Schminke längst um die Augen verschmiert ist. Und wenn ich das Busticket aus dem Portemonnaie ziehen möchte, fällt mir bestimmt noch ein Tampon auf den Boden.
Und das sind nur die kleinen Dinge.
Einmal bin ich in den Bus eingestiegen und habe mich auf einen dieser seitlichen Stühle gesetzt, die immer hochgeklappt sind. Ich sass also da – und weil ich jemanden kannte, stand ich auf. Als ich mich wieder hinsetzen wollte, war der Stuhl natürlich weg. Und ich stürzte im gut gefüllten Bus voll auf mein Hinterteil.
Unfreiwillige DJ im Bus
Noch schlimmer war, als ich im selben Bus ein Keyboard transportieren wollte und aus Versehen auf den «On»-Knopf drückte. Das Keyboard fing an lauthals zu spielen, so mit Schlagzeug und Synthesizer, und ich hämmerte drauf rum, und versuchte, es zum Schweigen zu bringen. Was mir aber nicht gelang. So stieg ich am Bahnhof mit lauter Klavier-Schlagzeug-Musik unter dem Arm aus.
Ja, und es ist nicht lange her, da fuhr ich mit dem Velo durch die Stadt.
Ein junger Mann rief mir nach, ich hätte was verloren. Hinter mir lag etwas kleines Schwarzes und der Mann wollte es mir aufheben, als wir beide gleichzeitig sahen, dass es ein Sport-BH war. Das war derart peinlich.
Aber auch derart lustig. Ich hab auf dem ganzen Nachhause-Weg noch gelacht.
Warum erzähle ich dir das? Weil ich glaube, dass unsere alltäglichen kleinen Pannen, unsere kleinen und grossen Peinlichkeiten, nicht nur ein Fluch – sondern vor allem auch ein Segen sind.
Die meisten von uns wollen ja gerne alles gut und richtig machen. Wir sind oft kontrolliert, benehmen uns so, wie man das von uns erwartet. Und das ist auch gut so. Aber wenn uns dann eine Situation mal entgleitet und völlig überrascht. Wenn etwas passiert, mit dem niemand gerechnet hätte, wird uns bewusst, dass unser Leben nicht planbar ist. Und dass wir nicht perfekt sind. Gottseidank.
Da, wo gelacht wird, ist Gott
Die deutsche Theologin Gisela Matthiäe hat viel über Clowns geforscht und sagt sinngemäss: Da, wo Gott ist, ist auch das Lachen. Oder umgekehrt. Da, wo gelacht wird, ist Gott.
Das passt wunderbar zu dieser Zeit um Ostern. Früher wurden nämlich in Ostergottesdiensten regelmässig Witze erzählt, um die Leute zum Lachen zu bringen. Manche Pfarrer haben sich sogar verkleidet und sind wie gackernde Hühner auf der Kanzel rumgetanzt oder haben einen Handstand gemacht.
Diese Tradition entstand im Mittelalter. Mit der Zeit haben es die Geistlichen aber derart übertrieben und auch sehr obszöne Witze erzählt oder vorgetanzt, sodass das Osterlachen Ende 18. Jahrhundert kritisiert und fast ausstarb.
Eigentlich schade!
Denn das Osterlachen ist so ein schöner Brauch.
Nach der Schwere von Karfreitag, an dem zu Recht auf das viele Leiden und den Schmerz unserer Welt hingewiesen wird – folgt das herzhafte Lachen.
Nicht das böse Lachen über jemanden oder das verbitterte Lachen, sondern das Lachen, das den oft so ernsten Alltag entspannt und unterbricht.
Das Lachen, das verrückt genug ist, mit dem Unmöglichen zu rechnen. Ein solches Lachen hat eine unglaubliche, befreiende Kraft.
Wir gewinnen Distanz – zu uns selbst und auch zu vielem, was uns im Alltag überfordert, wenn wir lachen können.
Wir erleben, dass das Leben weitergeht – selbst wenn uns die Hose runtergerutscht ist oder wir vor allen auf die Nase gefallen sind.
Wir werden wie die Kinder, wenn wir für einen Moment, wie die Clowns, einfach zulassen, was passiert. Hier und Jetzt. Ungeplant und vielleicht auch völlig unpassend. Aber kreativ, frei und manchmal unglaublich lustig.
Wir suchen deinen Osterwitz!
Was ist dir schon Komisches widerfahren? Worüber lachst du gerne? Vielleicht schreibst du uns über einen lustigen Moment aus deinem Leben. Oder du weisst einen guten Witz, den du mit uns teilen kannst. Du kannst auf Spotify oder Instagram oder per Email info@sternenglanz.ch reagieren.
In zwei Wochen erscheint die nächste Folge mit Carsten am 27. April.
Ich wünsche dir eine ganz gute, fröhliche Zeit!
Kathrin Bolt
Kathrin schreibt und spricht leidenschaftlich gerne. Die 42-Jährige lebt mit ihrer Familie in St.Gallen und arbeitet als Pfarrerin in der evangelisch-reformierten Laurenzenkirche. In ihrer Freizeit spielt sie Theater.